Die Küken sind fast fertig zum Ausfliegen.
So oder ähnlich klingt im Moment mehr als jeder 2 Notruf bei mir – von mehr als 30 Notrufen pro Tag!
Und mit Hilfe intensiver Beratung und Nachfrage stellt sich raus, dass der größte Teil dieser Notrufe unbegründet war und die Nestlinge bestens versorgt werden.
Zahllose dieser vermeintlich verlassenen Bruten landen völlig unnötig in Pflegestellen.
Pflegestellen, die sowieso überlastet sind – und Nestlinge, denen die Chance auf die optimale Auswilderung unter der Anleitung ihrer Eltern genommen wird.

Darum hier eine allgemeine Info zum Vorgehen, wenn es sich um ein Nest / Nistkasten mit Vögeln handelt, die schon so gut befiedert sind, dass man keine nackte Haut mehr sehen kann:
Erstmals mindestens eine, besser zwei Stunden UNUNTERBROCHEN aus Entfernung den Nistkasten beobachten!
D.h. auch, keinen Blick aufs Handy, keine Zeitung, nicht mal eben weggehen.
Erst, wenn in dieser Stunde wirklich kein Elternteil aufgetaucht ist, dann einmal einen Blick auf die Brut werfen, ggf. kurz fotografieren (bei Nistkästen diesen erstmal NICHT öffnen, sondern durch das Einflugloch fotografier

Wenn die Nestlinge relativ gleichmäßig groß sind, entweder rege betteln (im Nistkasten) oder den Kopf wegducken und sich ganz still verhalten (freies Nest), wenn keine Parasiten oder Kadaver sichtbar sind UND wenn es im Nest sauber aussieht, also kein Kot im Nest ist, dann kann man davon ausgehen, dass Eltern kommen, die den Kot ja auch abtransportieren.
Wenn Kotspuren da sind, die überwiegend reinweiß sind und ohne schwarze Anteile, dann kann man davon ausgehen, dass tatsächlich nicht mehr versorgt wird und erst dann ist es angezeigt, zu helfen.
Wenn sich Parasiten und/oder Kadaver toter Geschwister im Nest befinden, ist ebenfalls Hilfe notwendig, wobei es da sehr oft möglich ist, zu helfen, ohne die Brut den Eltern zu entreißen – da sollte man sich also aller schnellstens Beratung holen, wie man weiter verfahren soll.
z. B. hier: Wildvogelhilfe-Notfälle bei Facebook:
https://www.facebook.com/groups/111675272269928/
Ansonsten bitte einfach geduldig bleiben.
Wenn die Nestlinge nur noch wenige Tage vor dem Ausflug sind, kommen die Eltern nur noch in größeren Zeitabständen zum Füttern und sie sind nur sehr kurz da und sofort wieder weg.
Ohne entsprechende Beobachtung bekommt man das nicht mit.
Und wenn die Nestlinge ihren Nistkasten verlassen sollen, locken die Eltern von draußen aus einem Versteck und lassen die Brut im Kasten ein wenig hungern – denn wer verlässt schon gerne ein funktionierendes „Hotel Mama“ – um sie rauszulocken.
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