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Erste Hilfe für Wildvögel

Ratgeber vom Fund bis zur Auswilderung

Inhalt:

Hilflosen Vogel gefunden – was tun?

Erstversorgung zu Hause

Suche nach einer Pflegestelle

Welchen Vogel habe ich?

Erste Schritte – selber päppeln

Parasiten

Unterbringung

Fütterung und Futterbeschaffung
—–Futtertiere
—–Eingefrorene Futtertiere zubereiten
—–Fütterungshäufigkeit und Fütterungsrythmus

Problemerkennung

Wenn der Vogel fliegen lernt

Tierarztsuche

Was mache ich, wenn?

Kükenrückgabe an die Eltern – Nestling gefunden
—–niemals Ammennester


Zusatzinfo zu einzelnen Vogelarten
—–Notfall und Überbrückungsversorgung für Rabenvögel

Schwalbenhilfe bei langen und extremen Schlechtwetterphasen
und Zugstau

Wildvogelfütterung rund ums Jahr

Tierhaar als Nistmaterial – brandgefährlich!

Vorgeschichte und Danksagung

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Fütterung und Futterbeschaffung

Allgemeines zur Fütterung vorweg:

Fütterung ist dasThema, welches nicht nur in diesem Ratgeber einen der umfangreichsten Teile ausmacht, sondern welches auch den größten Teil Ihrer Zeit als „Ersatzelternteil“ beanspruchen wird.

Hinsichtlich der Fütterungstechnik habe ich bereits im Kapitel Erstversorgung zu Hause genau beschrieben, wie es geht. In den meisten Fällen ist das Füttern nach den ersten paar Happen unproblematisch.

Krah konnte nach einem Unfall nicht schlucken....
Krah konnte nach einem Unfall nicht schlucken….

....sie bekam die ersten Tage ihr Futter als Brei....
….sie bekam die ersten Tage ihr Futter als Brei….

Es gibt aber Fälle, wo man kreativ werden muss. Ich hatte beispielsweise eine kleine Rabenkrähe, die nicht nur aus ihrem Nest fiel, sondern auch noch mit einem Auto kollidierte. Sie hatte unter anderem offensichtlich eine Prellung am Hals, was ihr das Schlucken unmöglich machte. Bei ihr habe ich die ersten Tage alle Futterbestandteile in einer Küchenmaschine zu einem Brei zusammengemixt und diesen mit Hilfe einer Sahnespritze aus der Backabteilung des Supermarktes gefüttert.

Bei dieser Fütterung müssen Sie ganz genau aufpassen, dass der Futterbrei ganz hinten im Rachen landet, denn die Atemlöcher liegen beim Vogel ganz hinten im Schnabel – genauer, an der Basis des Oberschnabels.

Sahnespritze aus der Backabteilung
Sahnespritze aus der Backabteilung

Wenn Sie einem Vogel Brei oder Flüssigkeiten eingeben, die er nicht eigenständig abschluckt, besteht ein extrem hohes Risiko, dass etwas davon in die Atemwege gelangt. Da Vögel aufgrund ihres anders funktionierenden Atemsystems anders als Säugetiere Fremdkörper nicht wieder aushusten können, kann das Futter in den Atemwegen den Vogel töten.

Nun aber zur Frage, WAS Sie Ihrem Zögling überhaupt füttern können: Wie ich eingangs bereits erwähnte, ziehen nahezu alle Singvögel unserer Breiten ihre Brut in der Nestlingszeit mehr oder weniger umfangreich mit Insekten auf. Das ist zunächst einmal ganz unabhängig davon, ob die erwachsenen Vögel später eher Körnerfresser, Gemischtfresser, Beerenfresser oder Insektenfresser sind.

Insofern müssen Sie beim Lesen der Vogelsteckbriefe auch genau darauf achten, ob bei der Ernährung vom Futter der Altvögel die Rede ist oder ob sich die Ausführungen auf die Brut beziehen.

Bei Rabenvögeln (Kolkrabe, Rabenkrähe, Saatkrähe, Eichelhäher, Dohle, Elster) und bei Grünfink, Stieglitz, Gierlitz und Bluthänfling findet auch in der Nestlingszeit keine oder keine reine Insektenfütterung statt. Sowie Sie genau wissen, dass SIe einen dieser Vögel aufziehen, sollten Sie recherchieren, was die Eltern jeweils füttern und Ihre Fütterung entsprechend anpassen. Fangen Sie aber damit bitte erst an, wenn Sie sich 100% sicher sind, dass es sich bei Ihrem Zögling um einen dieser Vögel handelt.

Nachfolgend finden SIe die genaue Beschreibung zur Fütterung von SIngvögeln, die ihre Küken ausschließlich mit Insekten aufziehen oder selbst reine Insektenfresser sind.

Jedes Lebewesen benötigt eine auf seine von der Natur gegebenen Bedürfnisse abgestimmte Nährstoffzusammensetzung, um sich optimal entwickeln zu können. Die Zufuhr fehlerhafter Nährstoff-Zusammensetzungen kann gerade in der Entwicklungsphase fatale Folgen haben. Vögel haben einen extrem schnellen Stoffwechsel und vergleicht man die Entwicklung eines Vogelkindes mit der eines Menschenkindes vom Baby bis zum Erwachsenen, dann erscheint einem die Entwicklung des Vogels wie im Zeitraffer. Entsprechend können Ernährungsfehler bei Vögeln auch schon nach nur ein oder zwei Tagen Fehlfütterung zu unter Umständen nicht wieder gut zu machenden Schäden führen.

Alles, was ich von der Pinzette gebe, muss 100% sicher für diesen Jungvogel geeignet sein.
Alles, was ich von der Pinzette gebe, muss 100% sicher für diesen Jungvogel geeignet sein.

Da der  Bedarf an Nährstoffen bei den einzelnen Wildvogelarten teilweise gar nicht und teils nur noch schlechter erforscht ist, als der Bedarf unserer Haustiere, ist jede künstliche Nahrungs-Zusammenstellung als Ersatz für eine natürliche Ernährung ein reines Glücksspiel. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Zögling am sichersten und absolut optimal ernähren, wenn wir ihm die natürlichen Nahrungsmittel bereit stellen, die auch die Eltern füttern würden. Vogelküken, die wir noch mit der Pinzette füttern, ihnen also das Futter in den Schnabel stopfen und den Schluckreflex auslösen, schlucken absolut alles ab, was man ihnen hinhält. Dabei ist es egal, ob sie es vertragen, es essbar oder giftig ist. Das Küken schluckt alles.

Erst, wenn der Vogel eigenstänbndig frisst.......
Erst, wenn der Vogel eigenständig frisst…….

Darum müssen wir uns umso sicherer sein, dass wir ausschließlich die Nahrungsmittel anbieten, die der kleine Vogel verträgt und verwerten kann. Erst, wenn der Vogel sein Futter selbst vom Boden nimmt, aus der Luft fängt oder aus der Schale pickt, ist es nicht mehr unsere Verantwortung, was der Vogel abschluckt.

....kann man auch Futter anbieten, von dem man nicht genau weiss, ob die Eltern es nur selbst essen oder auch verfüttern.
….kann man auch Futter anbieten, von dem man nicht genau weiss, ob die Eltern es nur selbst essen oder auch verfüttern.

Erst dann können wir ihnen auch lebende Futtertiere und Futter, von dem wir nicht sicher sind, ob es für diesen kleinen Wicht schon geeignet ist, mit anbieten und schauen, für was sich der Vogel entscheidet.

Die allerwichtigsten allgemein gültigen Regeln bei der Verfütterung von Insekten an Jungvögel sind:

  • verfüttern sie nur und ausschließlich abgetötete Insekten, niemals lebende Tiere
  •  entfernen Sie bei entsprechenden Futtertieren alle scharfen und/oder spitzen Teile bevor Sie die Tiere verfüttern (z.B. Beine mit Widerhaken bei Heimchen oder Grashüpfern)
  • verfüttern Sie nur Insekten, von denen sie ganz genau wissen, dass sie von dieser Vogelart vertragen werden. Ausgeschlossen sind von vornherein giftig Insekten (z.B. Bienen, Ameisen), Insekten, die leuchtende (Warn-)Farben haben (z.B. Marienkäfer, Schmetterlinge)
  • Verfüttern Sie niemals Mehlwürmer und Regenwürmer an Vögel, die noch nicht eigenständig fressen
  • flößen Sie den Nestlingen bei Naturfütterung  niemals extra Wasser ein. Die Elterntiere tragen ihren Küken kein Wasser ins Nest. Die Futtertiere liefern genug Feuchtigkeit.
  • Verfüttern Sie niemals tiefgefrorene Insekten bevor Sie sie mit kochendem Wasser abgetaut und mit kaltem Wasser abgeschreckt haben
  • Verfüttern Sie niemals Futterinsekten, die schon länger als einen halben Tag tot bzw. länger als eine Stunde abgetaut sind oder die sich anfangen zu verfärben (z.B. abgetaute Heimchen beginnen, sich dunkel zu verfärben)
  • Größere oder mit härterer, z.B. schuppiger Außenhülle versehene Futtertiere wie z.B. Heimchen oder Grashüpfer müssen unbedingt immer mit dem Kopf zuerst verabreicht werden, damit sie im Hals des kleinen Zöglings auf dem Weg zum Kropf nicht stecken bleiben, sondern sauber „durchrutschen“ können

Darüber hinaus müssen Sie außerdem unbedingt Folgendes über die Vogelsteckbriefe in Erfahrung bringen: Haben Sie eine Vogelart vor sich, die ihre Küken ausschließlich mit aus der Luft gefangenen Insekten ernährt (z.B. Schwalben, Mauersegler) oder haben Sie eine Vogelart vor sich, die auch vom Boden Futtertiere sammelt (z.B. Amseln, Drosseln)?
Die meisten Vögel müssen, um ihr Futter korrekt verdauen zu können, regelmäßig zwingend kleinste Steinchen mit dem Futter aufnehmen können: Vogeleltern, die ein Futtertier vom Boden füttern, füttern automatisch mal etwas Erde mit, welche dem Futtertier anhaftet. Bei drosselartigen Vögeln (auch Amseln) ist dieser Bedarf stark ausgeprägt. Da sollten Sie auf ihrem Futtertisch immer eine kleine Schale mit frischer, gift- und düngerfreier Gartenerde stehen haben, in der Sie bei jeder Fütterung mal ein Futtertier drin panieren.
Bei anderen Vögeln wie Meisen, Finken, Bachstelzen, Rotschwänzen etc. ist ebenfalls der Bedarf für etwas Erde vorhanden, aber lange nicht so stark, wie z.B. bei Amseln. Hier sollten Sie aber ca. 2 – 3 x am Tag ein Futtertier verabreichen, was Sie vorher auf etwas Erde abgelegt haben.

Bei Schwalben und Mauerseglern, die ihre Futtertiere nur aus der Luft
fangen, ist dieser Bedarf nicht gegeben. Ich habe neben der Erdschale für Zöglinge, wo ich 100% sicher bin, dass sie Erde brauchen, immer einen Esslöffel mit „grüner Mineralerde für innere Einnahme“ (aus der Apotheke als Pulver) liegen. Bei jedem Zögling (auch Schwalben etc.) wälze ich gelegentlich, mindestens aber 1 x täglich, ein Futtertier in diesem Pulver. Der Vorteil ist, dass grüne Mineralerde ein reines Naturprodukt ist, nicht nur Mineralstoffe liefert und die Verdauung fördert, sondern auch Gifte bindet und heilende Eigenschaften hat.

Im Folgenden werde ich Ihnen nun zunächst die wichtigsten Futtertiere vorstellen, darlegen, wie man sie sich beschaffen kann, wie man sich Futtervorräte für Schlechtwettertage anlegen kann und worauf zu achten ist, wenn man die Tiere verfüttert:

Futtertiere

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