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Wissenswertes rund um Wildvögel

Achtung Kunstnester für Mehlschwalben

Achtung – Mehlschwalbenkunsnester – Einfluglöcher oft zu klein!

Bitte lest diesen Schriftwechsel, bevor Ihr Eure künstlichen Nisthilfen beschafft und anbringt!
Eine Diskussion zu diesem Beitrag findet sich außerdem auf meiner Facebookseite hier

Andreas Menz hat mich per e-mail angeschrieben und weil das Problem wirklich dramatisch ist, bat ich darum, seine mail veröffentlichen zu dürfen.
Kopie mit Einverständnis des Autors Andreas Menz:

Hallo Kirstin,

sorry, dass ich Dich auf diesem Wege „belästige“, aber ich habe da was ziemlich dringliches (glaube ich) zu berichten :(…

Es geht um die Mehlschwalben- Nisthilfen von Schwegler (oder auch sonstige baugleiche).
An unserer Gemeinde brüten jedes Jahr ein paar Paare Mehlschwalben, die da auch meist zwei Bruten ausbringen, und das sowohl in selbstgebauten Nestern als auch genannten Nisthilfen.

Letzten Sonntag (also quasi vorgestern) habe ich mir mal den neu gepflasterten Parkplatz angeschaut (für mich als GaLa- Bauer ja von Interesse) und auch gleich geschaut, ob die intensive und ja ungewöhnliche Geschäftigkeit die Schwalben irgenwie gestört hätte (dies Jahr nur drei Paare). Soweit sah alles gut aus, dann fiel mir aber an einem bewohnten Kunstnest (erkenntlich am großen Kothaufen auf dem Brett darunter) auf, dass da scheinbar immer mal Altvögel anfliegen wollten, aber ein schlapp wirkender Jungvogel im Eingang hing.
Schnell war klar, dass der tot war, und die schnell organisierte lange Leiter, um da vllt. noch irgendwas retten zu können, erbrachte leider sehr unschönes.

Der tote Jungvogel war bereits mumifiziert, und steckte im Einflugloch fest.
Das war durch kleben gebliebenen Kot etwas verengt, so dass der wohl ausfliegen wollende Jungvogel (der wie seine vier ebenfalls toten und mumifizierten Geschwister im Nest voll entwickelt und ausgefiedert war…) steckenblieb und weder vor noch zurück konnte, so dass letztlich die komplette, voll entwickelte und zum Ausfliegen bereite Brut umkam.
Die Brut war ganz sicher von diesem Jahr, da die Nester jährlich gereinigt bzw. der Kot jährlich beseitigt werden, ich weiß nur nicht, ob die erste oder zweite. Da noch Altvögel anfliegen wollten, kann das ganze Unglück aber noch nicht all zu lange her gewesen sein. Die Jungen waren zwar bereits alle mumifiziert und das Nestinnere trocken, aber Aasfresser und Fliegenpuppen waren teils noch aktiv bzw. verpuppt.

Diese Sache nimmt mich nun doch sehr mit, vor allem, weil es die komplette schon voll ausgereifte Brut erwischt hatte, und nicht etwa nur einen Jungvogel oder so. Und das Unglück kam dadurch zustande, dass das Einflugloch durch den Kot (der sehr hart war) so verkleinert war, dass der erste Jungvogel da entweder nur halb durch, und dann nicht mehr vor oder zurück kam, oder im seinerzeit vllt. erst halb getrockneten Kot festklebte und so erst recht immobil wurde…

Als ich das betroffene Nest abnahm (sonst hätte ich da nichts bewegen können, da fünf Meter hoch auf meiner Leiter und ich mit Höhenangst, die mir da aber erstmal egal war), fiel mir dabei auf, dass die Betonwand dieser Nisthilfen sehr dick ist. Ich will meinen, dass das sicher 3 cm sind, desweiteren, dass die sehr flach im Innenraum sind, sowie das Einflugloch doch eher schmal und weit. Und meine Fragen wären darum/ dazu:

a) Ist das nötig, dass die Schalenwände SO dick sind?

b) Warum sind die aus purem Beton und so geformt, wie sie sind?

Ich empfinde die Form und die Raummaße nur bedingt Naturnestern nachempfunden, und vor allem unterliegt ja bei natürlichen Nestern vor allem das Einflugloch einer gewissen Erosion über die Brutdauer, so dass da solche Engstellen meiner Ansicht nach erst gar nicht entstehen können.
Des weiteren fiel mir auf, dass die Wanddicke durchgehend gleich ist, das Einflugloch ist quasi nur „reingesägt“, die Wand ist überall gleich dick, um dann mit scharfer Kante nach außen wie in den Brutraum hinein abzukippen.
Nicht wie bei Naturnestern unmittelbar am Flugloch doch verjüngend und vor allem dünner und gerundet abfallend, so dass bei denen die Wand um das Einflugloch doch für die Vögel um einiges leichter passierbar bzw. überwindbar ist. Sondern alles ein solider Block Beton- der in dieser Dicke und Härte der ersten ausflugsbereiten jungen Schwalbe dann auch zum Verhängnis wurde, weil nach vorne hin die Kotlage zu dick und hart war, um dort weiterzukommen, als auch nach hinten zu viel Strecke weiterhin geraden, dicken Betons war, als dass der Jungvogel sich wieder hätte lösen können.

Dieser Unglücksfall wird sicher eine große Ausnahme sein, nehme ich an, da Schwegler seine Nisthilfen ja eigentlich ziemlich gründlich und facettenreich durchdenkt, aber ich muss da doch einige Kritikpunkte bemerken.
Und ich wende mich nun an Dich, weil Du ja doch sehr im Schwalbenschutz engagiert bist, und ich fragen möchte, ob man da mit den Herstellern für Mehlschwalben- Nisthilfen nicht vllt. doch einige Verbesserungen an den Nisthilfen installieren könnte?
Wie zB Nisthilfen mit etwas geräumigerem Brutraum, weniger dicken Wänden, sowie als wichtigster Innovation vor allem vllt. ein viel größeres Einflugloch, dass die Schwalben (die Naturnester ja auch ausbessern, wenn beschädigt) sich dann selber passend zurecht bauen können. Bzw. zumindest Einflugsloch- Rändern, die nicht wie in dem fraglichen Modell durchweg klotzig 3 cm dick sind, sondern sich auf vllt. 1 cm verjüngen, und vllt. vor allem auch nur 1 cm tiefer ausgerandet sind (die Weite ist bei dem fraglichen Modell zu breit, die Tiefe aber zu knapp, bzw. so ganz gerade soeben passend, also schon sehr eng).
Dann wäre ein gewisser Kotrand am Nesteingang kein solches Problem mehr, das eine ganze Brut tötet, weil der erst- ausfliegende Jungvogel nicht drüber hinweg kommt (die Kleine war wirklich eingekeilt im Flugloch- konnte sie letztendlich nur durch Zerbrechen rausbekommen…), und über einen Fluglochrand von nur 1 cm könnte die Schwalbe dann viel leichter hinweggleiten, als über einen von 3 cm… Was bei so kleinen, in den Beinen schwachen Vögeln wie Mehlschwalben ja schon erhebliche Kategorien sind…

Wie gesagt: Ist mein Vorfall ein Einzelfall, oder hast Du Kenntnis von doch durchaus mehr Problemen mit Mehlschwalben- Nisthilfen?
Mir kommen die betont knapp gehalten vor, eventuell um Spatzen die Ansiedlung zu verleiden, aber wenn dadurch bei bereits nur kleinen Hindernissen (die hinderliche Kotschicht war keine bzw. maximal 5 mm dick) komplette gesunde, voll ausgebildete Bruten des Todes sind, dann sehe ich darin wirklich keinen Sinn.
Dann lieber Spatzenbesiedlung riskieren, die ja auch irgendwo nisten müssen (zumal die auf fertige Höhlen angewiesen sind- Schwalben eher nicht so, denen auch eine schöne Lehmpfütze gut hälfe…), als sowas…

Wenn es solche Vorfälle doch häufiger gibt, könnte man zusammen mit Dir und den Herstellern dann nicht sinnigere Lösungen erarbeiten? ZB auch, dass die nicht aus 3 cm dickem Massivbeton bestehen (kein bisschen atmungsaktiv oder feuchtigkeitsregulierend wie die Naturnester), sondern vllt. nur aus 2 cm Lehm- Betongemisch oder dergleichen? Oder gar, wenn es denn billiger ist, nur 1 cm Beton, dann aber mit vorgefertiger Schalenrohform aus Drahtgitter, was eine wesentlich dünnere Gesamtwand erlauben würde, die als Beton aber auch mit nur 1 cm Dicke noch hält?

Ich finde es ganz ehrlich megasch…ße, dass durch nur 3- 5 mm Kot im Flugloch die ganze Sache bereits so eng ist, dass da kein flügger Jungvogel mehr durchpasst, stecken bleibt und daraufhin eine ganze Brut elend verhungert und verdurstet. Mega Sch…ße, die Sache, die mich auch immer noch sehr mitnimmt :(!

Liebe Grüße,
Andreas
Kopie Ende

Mini und Maxi

Meine ANtwort
Kopie:
Hallo Andreas,
wie furchtbar!
Und ja, das ist ein mir schon lange bekanntes Problem.
ich habe bereits einmal eine e-mail 2016 an Schwegler geschickt und nie eine Antwort erhalten.
Ich habe damals zwei Mehlschwalben in einem Schwegler Kunstnest, welches ich unter mein Carportdach montiert hatte von Hand aufgezogen. (Anm.: s. Foto)

Dabei stellte ich erstens fest, dass die Küken sich, als sie älter wurden und aus dem Loch bettelten, das Halsgefieder beschädigten und zweitens, dass das größere Küken, als es ausgewachsen war nicht mehr durch das Einflugloch passte.

Ich hatte Schwegeler damals in einer e-mail auf das Problem hingewiesen und darum gebeten, das zu ändern.
Ich bekam keine Antwort und es hat sich nichts geändert.

Ich rate immer und überall dazu, diese Nester nicht zu kaufen oder mit Hilfe einer Flex das Einflugloch deutlich zu vergrößern.
Viel idealer für die Mehlschwalben sind die Anbaunester
https://www.nistkasten-online.de/Mehlschwalben-Anbaunest-Nr…

Hier können die Eltern das Einflugloch selbst fertig stellen und dann jederzeit so umbauen / erweitern, wie sie es benötigen.

……..

LG
Kirstin
Kopie ENde

Das Foto ist aus meinem Archiv – Piepsi habe ich in einem solchen Nest 2016 aufgezogen.
Da das Einflugloch so klein war, dass die fast ausgewachsene Piepsi nicht mehr raus passte, habe ich (auf dem Foto erkennbar) die Dachplatte des Nestes mit einem Seitenschneider aufgeschnitten – trotzdem ist das Loch immer noch kritsch.

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Tierhaare als Nistmaterial – brandgefährlich!

Immer wieder geistern besonders zum Frühling, wenn die Brutsaison beginnt, die Ratschläge durchs Internet, man solle unbedingt ausgekämmtes Hunde- und Katzenhaar sammeln und den Wildvögeln im Garten für den Nestbau anbieten.

Häufig findet man auch Variationen dieser Ratschläge:
Man solle nur Unterwolle nehmen, nur weiches Haar, nur kurzes Haar, max xy cm usw.

Meine dringende Bitte ist:
entsorgt sämtliche Haare, egal wie kurz oder lang, weich oder fest immer absolut unzugänglich für Nistmaterial suchende Wildtiere im Restmüll!

Ein Kohlmeisenelternteil hat sich beim Füttern selbst das Teil eines im Nest verbauten Langhaares um den Flügel gewickelt und blieb beim AUsfliegen am Kasten hängen.
Ich konnte die kleine unversehrt befreien, weil ich zufällig in der Nähe stand, um die fütternden Eltern zu fotodokumentieren. Insofern ist das hier eine zufällig eingefangene Szene.
Hätte ich da nicht gestanden und sofort eingreifen können, wäre die Meise dort schnell (Stress) verendet und tot oder noch lebendig von einem der vielen Feinde, die hier nur auf ihre Gelegenheit warten, weggeschleppt worden - wir hätten niemals gewusst, was sich da für ein Drama abgespielt hat.

Ein Kohlmeisenelternteil hat sich beim Füttern selbst das Teil eines im Nest verbauten Langhaares um den Flügel gewickelt und blieb beim AUsfliegen am Kasten hängen.
Ich konnte die kleine unversehrt befreien, weil ich zufällig in der Nähe stand, um die fütternden Eltern zu fotodokumentieren. Insofern ist das hier eine zufällig eingefangene Szene.
Hätte ich da nicht gestanden und sofort eingreifen können, wäre die Meise dort schnell (Stress) verendet und tot oder noch lebendig von einem der vielen Feinde, die hier nur auf ihre Gelegenheit warten, weggeschleppt worden – wir hätten niemals gewusst, was sich da für ein Drama abgespielt hat.

Haare im Nest bedeuten häufiger, als wir denken das Todesurteil für einzelne oder mehrere Küken oder auch Altvögel.

Ich sehe in Diskussionen immer (wie andernorts auch) das Argument:

„wieso, die Vögel holen sich doch in der Natur auch Haare, wenn ich nichts raus lege“
….und das stimmt – tun sie.
Aber sie finden die Haare nicht in riesigen Wollbergen mundgerecht bereitgestellt zum schnellen Verbauen.
In der Natur finden sie auf ihrem Suchflug nach Nistmaterial offenbar mal ein Haarbüschel, mal ein Stück Moos, mal eine Feder und dann wieder dürre Zweige – und alles, was geeignet erscheint wird, wie ich beobachten durfte, miteinander durchmischt verbaut.
Stehen massenweise Tierhaar leicht verfügbar zur Verfügung, werden diese genommen – und zwar fast ausnahmslos – das habe ich mittlerweile sehr oft beobachten dürfen.

Der Unterschied, ob ich ein durchmischt gebautes Nest habe oder ein reines Tierhaarnest ist gewaltig.
Das ist so ähnlich, als würde ich Beton anmischen wollen und die Mischverhältnisse von Zement, Zuschlagstoff und Wasser auf den Kopf stellen und mal eben den Zement fast vollständig weg lassen – das Ergebnis wäre ernüchternd.

In so gestalteten Nestern, wo kaum Haare und Schnüre verbaut wurden und die Umgebung genügend Moos, Zweige und Gräser bereit hielt, findet sich die Problematik mit abgeschnürten Gliedmaßen und mit Tierhaar verstopften Verdauunstrakten praktisch nicht,

Wenn Haare fest verbaut und verwoben werden mit anderen Nistmaterialien, dann ist das Risiko, dass sie verschluckt werden oder zu Einschnürungen führen zumindest deutlich geringer, als wenn sie lose zusammengeknüllt sind.
Bei Vogelarten, die freie Nester bauen, also auf einen stabilen Bau angewiesen sind, ist das Risiko nach meinen Beobachtungen auch geringer, denn hier werden immer andere Materialien mit den Haaren verwoben – hier machen vor allem Langhaare, die verbaut wurden und lang überstehen Probleme.

Bei Höhlenbrütern aber und besonders in den Nistkästen (Meisen, Sperlinge etc.) ist es völlig egal, was sie rein schleppen.
Es muss nicht halten, denn es kann nicht zusammenbrechen. Und da werden eben überproportional mehr Haare in den Kasten geschleppt, als es geschehen würde, wenn die Vögel kein Zusatzangebot an Haaren bekämen zu den natürlichen Vorkommen.

Nur wenig Moos, dafür lange und kurze Tierhaare satt bilden dieses Nest.
Von den ursprünglich 9 Küken leben nur noch 4.

Nachdem ich jede Saison mehrfach in den letzten Jahren diese Zusammenhänge beobachten und feststellen konnte, dass es um so mehr Kükenverluste gab, je reiner die Nistkästen mit Tierhaar gepolstert waren, habe ich die Konsequenzen gezogen und auch meine Reiter auf dem Hof angewiesen, die Pferdehaare (kurz wie lang) beim Putzen einzusammeln und auf dem extra angeschafften geschlossenen Komposter unerreichbar für die Vögel zu entsorgen.
Parallel habe ich bei der gärtnerischen Gestaltung des Naturgrundstückes auf das ständige Vorhandensein von viel Moos geachtet.
Die Nistkästen weisen seither einen deutlichen Moos- und Gräserüberschuss im Verhältnis zu gesammelten Haaren auf und die Anzahl der ausfliegenden Jungtiere hat sich erhöht.

Die Vögel finden auch ohne unser Tierhaarangebot deutlich geeigneteres Nistmaterial, wenn wir unsere Grundstücke naturnah gestalten

Aufgrund dieser Ausführungen erhielt ich als Antwort, dass die Leserin das spannend finde und sie fragte, ob ich Zahlen dazu festgehalten habe? Das wäre ihrer Ansicht nach eine nachvollziehbare Begründung, die sich auch relativ gut untersuchen ließe!

Ich habe daraufhin meine Beobachtungen der letzten Jahre geschildert:

2009 – direkt nach Kauf meines Hofes, habe ich in der Saison meine ersten 4 toten Schwalben (Nestlinge) von Schwalbennestern abgeschnitten – sie hingen aufgehängt an einem verschluckten Schweifhaarende tot aus den Nestern.
Als Folge haben wir Schweifhaare immer sorgsam entsorgt und ich habe bei neuen Nestern mittels Leiter und Schere vor dem Schlupf alle überstehenden Haare kurz abgeschnitten.Seither keine aufgehängten Schwalben mehr.

2014 bekam ich bei meiner privaten Wildvogelhilfe die ersten verschnürten Meisennestlinge aus der Stadt gebracht.

Ebenfalls 2014 öffnete ich während der Brut erstmals 3 Nistkästen von Meisen, weil auffallend viele Fliegen ums Einflugloch flogen.
In einem Nistkasten war eine komplett tote Brut aufgrund von Parasitenbefall.
In den übrigen zwei Nistkästen gab es zwischen den lebenden Nestlingen einen bzw. zwei tote Nestlinge.
Der eine Nestling hatte einen zugeschnürten Hals, die anderen zwei waren mit Haaren zusammengeschnürt, ein Bein war abgestorben.
Alle 3 Nistkästen waren nahezu ausschließlich mit Tierhaaren ausgepolstert.

und auch diese Feldsperlingsküken wurden tot aus einem Nest geholt, wo sie miteinander und mit dem Nest verschnürt waren.

Im Schnitt haben damals 3-4 Jungvögel bei den Meisen die Kästen erfolgreich verlassen, sofern es sich nicht um Totalausfälle durch Parasiten handelte.

2015 beobachtete ich eher zufällig, wie ein Altvogel aus dem Nistkasten kam und außen an einem Langhaar aufgehängt fest hing.
Ich konnte ihn noch befreien.
Beim Blick in den Nistkasten:
alles nahezu ausschließlich Tierhaare.

Von da ab habe ich das systematischer bis heute beobachtet:

Ich habe hier 14 Nistkästen, die für mich zugänglich sind.
Die Nistkästen, aus denen durchschnittlich 5-8 Nestlinge flügge wurden, waren bei der Herbstkontrolle überwiegend aus Moos und Gräsern und nur in geringerem Anteil mit Tierhaar bestückt.
Die Nistkästen, aus denen weniger als 5 Nestlinge flügge wurden waren ausnahmslos Tierhaarnester.
Zudem beobachte ich mehrfach im Jahr, dass Vögel einzelne Küken aus dem Nistkasten heraus tragen und „wegwerfen“ – hier handelt es sich in der Regel um noch sehr junge (also für den Altvogel noch tragbare) Nestlinge.
Die weggeworfenen Nestlinge sind entweder tot oder sehr schwach.
Ursachen waren bisher (von denen, die ich gefunden habe, weil ich das Geschehen beobachtet habe)Verschnürungen/Abschnürungen mit Tierhaar, einmal eine Kropfverstopfung mit Tierhaar, Verstopfungen mit Erdnüssen und/oder Sonnenblumenkernen, Parasiten und in 4 Fällen konnte ich die Ursache nicht ausmachen.

Dieses Haar klebt an den Futtertieren, nachdem die Amsel am Nest ein runter gefallenes Insekt wieder aufgenommen hat.
Das Haar wird an die Küken mit verfüttert werden und nicht verdaut werden können….

Parallel bekomme ich in meine Station jede Saison primär Meisen und Spatzennestlinge, die Verschnürungen aufweisen oder Tierhaare verschluckt haben, die noch zum Schnabel raus schauen.
Bei mir sind es mittlerweile (ich habe hier rund 300 Vögel pro Jahr mit unterschiedlichen Beschwerden/Ursachen für ihr Unglück) rund 10 – 20 Stück.
Auffällig ist, dass fast alle aus vegetationsarmen Umfeldern oder aus sehr „aufgeräumten“ Gärten stammen.
Letzte Saison haben mir über die Hälfte der Finder der betreffenden Nestlinge auf Nachfrage bestätigt, dass sie Hunde- oder Katzenhaare für den Nestbau selbst anbieten und diese begeistert angenommen werden.
Die übrigen Finder konnten nicht ausschließen, dass zusätzliche Haarangebote in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfinden.

Die Größe dieses Kükens lässt erahnen, wie filigran die Beinchen sein müssen.
Da kann man sich vorstellen, dass sogar ein nur 0,5 cm langes Haar noch verfänglich sein kann.

Das war lediglich die Schilderung der Beobachtungen, die ich bei mir auf meinem sehr ländlichen Grundstück und in meiner sehr kleinen, privaten und als „Einzelkämpfer“ geführten Wildvogelstation gemacht habe.


Es gibt zahllose Pflegestellen bundesweit, bei denen alljährlich noch deutlich mehr betroffene Vögel abgegeben werden.
Ganz besonders in Städten und Ballungsräumen.

Auf dieser Facebookseite einer anderen Pflegestelle finden sich weitere Ausführungen und eine Sammlung von Fotos betroffener Vögel aus verschiedenen Pflegestellen bundesweit.

Hier war es zwar kein Tierhaar, aber eine nur 0,6 cm lange, hauchfeine Baumwollfaser, die sich um die Kralle der Schwalbe gewickelt hatte und schnell mit Kot und Staub verschmiert zu einem harten, abschnürenden Korsett an der Zehe wurde.

Und da muss man sich doch fragen:
Ist es das wert?

Muss ich wirklich dieses zusätzliche Risiko schaffen, nur weil ich es so „niedlich“ finde und so „gerne zuschaue“, wenn die Vögel sich meine Tierhaarhaufen wegholen?

Ein weiteres Problem, welches zumindest als sehr wahrscheinlich für Todesfälle diskutiert wird, sind sythetische und biologische Wirkstoffe aus Antiparasitika (Spot ons) und Pflegemitteln, die Haustierhaaren anhaften und über die Haut oder über die Atemwege aufgenommen werden können.
Viele Wirkstoffe, egal ob synthetischer oder biologischer Natur, die bei Säugetieren harmlos sind, werden von einzelnen, mehreren oder allen Vogelarten nur sehr schlecht oder gar nicht vertragen.
Besonders die ganz jungen, noch nackten Nestlinge sind hier sehr gefährdet, unverträgliche Wirkstoffe aufzunehmen.
Im schlimmsten Fall können auch sie für das Versterben eines Nestlings verantwortlich sein.

Gerade, wenn die Nestlinge noch nicht befiedert sind, ist die Gefahr der Aufnahme schädlicher Wirkstoffe über die Haut sehr gross

Hier noch einige Beispielberichte von anderen Posts

vom 20.4.2020

Copyright von Text und Fotos Cora Pastors‎, Wildvogelpäpplerin
Vielen Dank für die Erlaubnis zur Kopie:

Jetzt hat die Saison auch bei mir begonnen und ich habe die ersten Nackis dieses Jahr aus der Notfallgruppe bekommen.
Sie kamen zu mir, weil die Mama nach dem Befreiungsversuch von dem toten Küken an ihrem Bein, (Anm. die Finderin fand den Muttervogel mit dem toten Küken zusammengeschnürt hilflos beim Nistkasten sitzend) davon geflogen ist und leider nicht mehr wieder kam.

Sie waren Stunden lang unversorgt und total unterkühlt. Dank den tollen Findern, die sehr bemüht waren, die Kleinen zu retten, sie sofort gewärmt und zu mir gebracht haben, haben die kleinen Meisen eine Chance.
Eins war bei Ankunft leider tot und die anderen hingen alle mit Haaren verknotet aneinander. Sie hatten die Haare überall, um die Beinchen, die ‚Ärmchen‘, den Hals und sogar im Schnabel. Sie haben die Haare verschluckt und ich habe sie langsam zentimeterweise wieder raus gezogen. Das tote Küken hat sich stranguliert. Für die anderen gilt jetzt Daumen drücken 🐥🍀
Ich habe diesen Post verfasst, um euch noch einmal zu zeigen, wie gefährlich das Auslegen von Haaren für den Nestbau ist. Nicht nur für die Kleinen, sondern auch für die Eltern!
Von daher bitte die Hundehaare in den Müll und auch keine Haarbürsten draußen enthaaren. Ihr könnt auf natürliche Alternativen wie Moos o.ä zurück greifen 🌿
Schönen Sonntag und bleibt gesund.
😊

Kopie Ende

vom 21.4.2020

Copyright von Text und Fotos Isabella Daum-von Der Heyden
Vielen Dank für die Erlaubnis zur Kopie:

Guten Morgen,
Habe eben an einem meiner Nistkästen eine stangulierte Blaumeise gefunden 😢
Sie war noch warm 😔
Ich mache mir jetzt sorgen um den Partner und ein eventuelles Gelege. Soll ich erstmal beobachten? In den Nistkasten schauen und den Inhalt an eine Päppelstelle übergeben?
Hilfe! Brauche Rat

(Anm.: in dem Kasten befand sich ein unfertiges Gelege mit vier Eiern, welches mit dem Tod der weiblichen Meise ebenfalls verloren war. )

Kopie Ende

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