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Ammennester

Ammennester werden gerne empfohlen …

Wenn man abgestürzte Küken findet und Rat sucht, bekommt man von Fachleuten vor Ort oder auch im Internet oft, sogar auf Seiten namhafter Tier- und Naturschutzorganisationen den Rat, zu versuchen, die Küken in sogenannte Ammennester zu setzen:
das bedeutet, man sucht ein Nest derselben Vogelart und schaut, ob dort etwa gleichaltrige Küken drin sitzen. Wenn ja, versucht man, die Findlinge mit in das Nest zu setzen, sie also den fremden Eltern unterzuschieben.  Die Idee klingt zunächst einmal gut, zumal die meisten Singvögel, besonders, wenn sie viele Jungtiere aufziehen,  den Schnabel mehr meist auch mit satt machen.
Ich halte überhaupt nichts von diesem Rat und kann Sie nur inständig bitten, keine verwaisten Küken in fremde Nester zu stecken, sondern zu versuchen, die Vögel den eigenen Eltern zurück zu geben.

Zwei gewichtige Gründe sprechen für mich dagegen:

  • dass die Küken überhaupt am Boden gefunden wurden, hat in den allermeisten Fällen einen der hier bereits von mir ausgeführten Gründe. Dass ein Vogel „aus Versehen“ aus dem Nest stürzt geschieht in den allerseltensten Fällen. Egal, ob das/die Küken nun mit Parasiten verseucht sind oder eine Krankheit haben – in beiden Fällen würden Sie mit dem Einsetzen der Küken in ein fremdes Nest eine unter Umständen gesunde, völlig unbelastete Brut in Gefahr bringen und mit den Parasiten oder der Krankheit verseuchen.
  • Sehr oft irren die Finder bei der Bestimmung der Vogelart. Ich habe allein dieses Jahr 4 Anrufer gehabt, die Schwalbenküken gefunden hatten und fragten, ob sie die in ein Schwalbennest in der Nähe setzen könnten. Ich bat um Zusendung eines Fotos: in 3 Fällen handelte es sich um Spatzenküken und in einem Fall auf jeden Fall nicht um eine Schwalbe – ich vermutete, es war ein Rotschwanz. Letztes Jahr wurden mir Schwalbenküken angekündigt und Bachstelzenküken gebracht. Die Finder sind sich in allen Fällen mit ihrer Bestimmung 100% sicher gewesen. Immerhin gab es am Fundort „nur“ Schwalbennester und die Küken sahen genau so aus, wie die anderen Schwalbenküken.

    Gerade, wenn Singvogelküken noch sehr jung sind, sind sie oft unheimlich schwer zu unterscheiden. Selbst geschulte Ornithologenaugen tun sich in manchen Fällen schwer. Nur an kleinen Details erkennt man häufig den Unterschied.  Die wenigsten Finder sind sich bewusst, dass in den Ställen und Hallen,  wo man Rauchschwalben zu Hauf findet oder an den Giebeln der Häuser zwischen den Mehlschwalbennestern versteckt und heimlich Spatzen im Gebälk oder einer Mauernische ihr Nest haben oder sogar in einem alten Schwalbennest brüten. Alte Schwalbennester nutzen auch Rotschwänze, Bachstelzen und zuweilen sogar Zaunkönige gerne. In einer Kolonie von Schwalben, die mit großer Geräuschkulisse ihre Brut groß ziehen, brüten die anderen so „heimlich“, dass sie uns überhaupt nicht auffallen. Die Finder sehen all die Schwalben, finden das Küken und ordnen es selbstverständlich den Schwalben zu. Würde man dieses Küken nun in ein Schwalbennest setzen, wäre das ein Supergau – zumindest für das betreffende Küken, eventuell aber auch für die Schwalbenbrut.
...eindeutig: ein Schwalbennest! ...aber wer sitzt drin?....
…eindeutig: ein Schwalbennest! …aber wer sitzt drin?….

Ich finde es absolut großartig, wenn Menschen nicht an den hilflosen Küken vorbei gehen, sondern helfen wollen. Doch ich habe kein Verständnis dafür, wenn jemand den ohnehin schon mit geringeren Chancen ausgesatteten, in Not geratenen Küken „hilft“, indem er eine andere, völlig gesunde Brut in Gefahr bringt und die Eltern zudem unter Umständen mit dem zusätzlichen Schnabel auch überfordert.

....dieser Rotschwanz hat hier gebrütet und füttert hier jetzt heimlich und fleissig seine Jungen zwischen lauter Schwalben in unmittelbarer Nachbarschaft groß
….dieser Rotschwanz brütet hier heimlich und unauffällig zwischen lauter Schwalben in unmittelbarer Nachbarschaft – und die Küken oben waren das Ergebnis…..

Ich habe verschiedene Organisationen im www angeschrieben, mit der Bitte, diese Empfehlung von ihrer Seite zu nehmen. Die für mich unverständlichste Antwort, warum man bei dieser Empfehlung bleiben wolle war sinngemäß: „Man habe den Rat von Experten der Vogelwarte xy bekommen und es betreffe vor allem Mehlschwalben (Anm. von mir: steht nicht auf der Seite) .

...ein Schwalbennest von vielen auf der alten Diele...
…und auch im nächsten Jahr hat der Rotschwanz dieses Nest wieder belegt….

Da nicht jeder Schwalbenfreund die Möglichkeit habe, kurzfristig ein Kunstnest anzubringen oder die Zeit aufzubringen, die Vögel aufzuziehen, sei es dann immer noch besser, sie würden die Parasiten eingermaßen absammeln und die Küken dann in ein Ammennest setzen. Es sei doch ein guter Kompromiss, wenn man bei der Empfehlung zum Ammennest einfach den Hinweis auf die Parasiten dazu setzen würde“ (Anm. von mir: ich bezweifel, dass jemand, der keine Zeit/Lust/Möglichkeit hat, anders zu helfen, sich die Zeit nimmt/die Mühe macht, Milben, Wanzen und Läuse auf den Schwalben zu suchen und diese zu entfernen – zumal man Milben nicht absammeln kann)

So brutal das jetzt klingen mag – meiner Ansicht nach, sollte man entweder bereit sein, den in Not geratenen Vögeln adäquat zu helfen, ohne gesunde Familien in Gefahr zu bringen oder man lässt der Natur gleich ganz ihren Lauf und hält sich raus. Dann werden die in Not geratenen Vögel zu Nahrung für jene Wildtiere, die für die Aufzucht ihrer Jungen auf diese Kost angewiesen sind.

Wildvögel unterstützen

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